Gefährdete Nutztierrassen im Zoo Heidelberg erleben
Mitteilung vom
Mit dem Nutztierkoffer noch mehr über Rinder, Schweine & Co. erfahren
Lenkt man den Blick in die Ferne zu den bedrohten Tierarten wie Sumatratiger, Flachlandgorillas oder Hornvögeln, findet man ganz nah, direkt vor unserer Haustür ebenfalls einige bedrohte tierische Vertreter. Viele Nutztierrassen in Deutschland und Europa gelten als gefährdet, die Bestände schrumpfen. „In der auf Leistung orientierten Landwirtschaft haben viele alte Nutztierrassen leider inzwischen einen geringen Stellenwert, weil sie nicht über aktuell gewünschte Zuchtmerkmale wie schnelles Wachstum oder eine ertragreiche Milchproduktion verfügen“, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) Dr. Julia Kögler. „Daraus resultiert ihr bedrohlicher Bestandsrückgang. Doch als Teil der biologischen Vielfalt und unseres Kulturerbes sind sie äußerst schützenswert.“
VdZ entwickelt Nutztierkoffer für 50 Zoos und Tierparks
Um den Erhalt dieser bedrohten Nutztierrassen voranzutreiben, haben der VdZ und der Landschaftstierpark Arche Warder 2020 ein gemeinsames, dreijähriges Projekt ins Leben gerufen. Als anerkanntes Modell- und Demonstrationsvorhaben wird es durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert. Ein Ergebnis aus dieser Arbeit ist nun für 50 Zoos und Tierparks zugänglich: Der Nutztierkoffer! Mit dieser umfangreichen Materialiensammlung, die in Deutschland einmalig ist, können Zoopädagogen interessierten Gästen nun noch umfassender vermitteln, welche Merkmale und Vorteile einheimische Nutztiere haben und warum sich die Mitglieder des Verbandes dafür einsetzen, dass bedrohte Rassen wie das Hinterwälder Rind, das Rotbunte Husumer Schwein oder die Brillenschafe nicht aussterben. „Gemeinsam mit dem Projektpartner Arche Warder und dem Verband deutschsprachiger Zoopädagogen hat der VdZ ein Jahr lang den Nutztierkoffer konzipiert. Wir freuen uns, ihn jetzt Zoos mit Bezug zur Nutztierhaltung zur Verfügung zu stellen“, sagt Julia Kögler.
Nutztierkoffer kommt im Zoo Heidelberg zum Einsatz
Im Zoo Heidelberg wird der Nutztierkoffer natürlich ebenfalls zum Einsatz kommen, schließlich waren Mitarbeiter des Zoos am Konzept des Koffers selbst beteiligt. Er soll die vielfältigen Bildungsangebote der Zoo-Akademie zum Thema Nutztiere auf abwechslungsreiche Art und Weise unterstützen. Das Thema wird bereits regelmäßig in Workshops, Ferienprogrammen oder Rundgängen aufgegriffen. Im neu gestalteten Bauernhofbereich begegnen die Besucher vielen gefährdeten Nutztierrassen, wie den Hinterwälder Rindern, den Rotbunten Husumer Schweinen,
den Brillenschafen oder den Deutschen Sperberhühnern. Neben den Tieren wird auf dem Bauernhof das Thema Nutztiere, deren Biologie, die landwirtschaftliche Haltung und verantwortungsvolle Nutzung bereits jetzt mit einer interaktiven Ausstellung in den Fokus gestellt. „Wir freuen uns sehr, den Nutztierkoffer künftig bei unseren Veranstaltungen einsetzen zu können. Mit Hilfe der Materialien können wir so noch mehr Kinder und Erwachsene spielerisch auf die Bedrohung von Nutztierrassen sowie deren Haltungsbedingungen aufmerksam machen und für
den Schutz der Biodiversität und des Klimas sensibilisieren“, sagt Dr. Klaus Wünnemann, Direktor im Zoo Heidelberg. Der Koffer enthält unter anderem Memory-Karten, Beispiele für aus Nutztieren hergestellte Konsumprodukte und Informationen zu den ursprünglichen Wildtier-Stammformen unserer heutigen Nutztiere. Die Kosten für Entwicklung, Produktion und Versand der 50 Koffer lagen bei rund 35.000 Euro.
Über den VdZ
Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V. mit Sitz in Berlin ist die führende Vereinigung wissenschaftlich geleiteter Zoologischer Gärten mit Wirkungsschwerpunkt im deutschsprachigen Raum. Der 1887 gegründete VdZ ist der weltweit älteste Zoo-Verband und gab den Anstoß zur Gründung des Weltzooverbandes. Aktuell halten die 56 deutschen VdZ-Mitglieder über 1.300 Individuen aus 81 einheimischen Nutztierrassen.